Unser Standpunkt zur Vermüllung der Meere

Hintergrund

Die Vermüllung der Meere wird weltweit als eine der größten Herausforderungen der Gesellschaft angesehen. Eine steigende Weltbevölkerung und wachsende Volkswirtschaften produzieren mehr Kunststoffmüll, der – in Verbindung mit mangelhaftem Abfallmanagement – zu unkontrollierbaren Mengen an Plastikmüll führt, die in unseren Ozeanen landen.


Meeresmüll zerstört die Korallenriffe und beeinträchtigt das Leben im Meer. Auch die wirtschaftlichen Kosten sind enorm: Ein im Rahmen des UN-Umweltprogramms von Trucost veröffentlichter Bericht schätzt die jährlichen globalen Auswirkungen auf rund USD 13 Milliarden. Darunter fallen auch die Kosten von Strand- und Hafensäuberungen sowie der Schaden für den Tourismus und die Fischerei. Zudem beschädigt Kunstoffmüll in den Meeren auch das Image der Kunststoffindustrie und verwässert die vielen positiven Dienste, die Kunststoffe für die Gesellschaft leisten.

Die Quellen von Meeresmüll

Wie viel Kunststoff tatsächlich als Müll in unsere Ozeane gelangt ist nach wie vor unklar. Studien zeigen jedoch, dass 80 % des Meeresmülls vom Land und aus Flüssen stammt und dass fünf Länder – China, Indonesien, die Philippinen, Vietnam und Thailand – für mehr als 50 % dieser Abfallmengen verantwortlich sind. Ursachen dafür sind die dicht besiedelten Küstengebiete, ein mangelhaftes Abfallmanagement sowie das rasante Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in diesen Ländern.


Zwischen 88 % und 95 % des gesamten Plastikmülls, der über Flüsse ins Meer gelangt, werden von nur 10 Flüssen transportiert. Acht davon befinden sich in Asien (Ganges, Indus, Gelber Fluss, Jangtse, Haihe, Perle, Mekong und Amur) und zwei – der Nil und der Niger – in Afrika. Laut einem Bericht des WWF, der im Jahr 2019 veröffentlicht wurde, gelangen jährlich 0,57 Millionen Tonnen Kunststoffmüll allein ins Mittelmeer. Obwohl die Art der Abfälle je nach Region variiert, gibt es Hinweise darauf, dass rund 60 % bis 80 % des Meeresmülls Post-Verbraucher-Plastikabfälle sind, von denen der Großteil aus Einwegplastik besteht.

Unser Standpunkt

Kunststoffe sind zu wertvoll, um weggeworfen zu werden

Kunststoffe spielen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft, da sie viele konkrete soziale, ökologische und wirtschaftliche Vorteile bieten. Dazu zählen beispielsweise die Vermeidung von Lebensmittelabfällen, der CO2-Emissionen und die Senkung des Wasserverbrauchs sowie die Steigerung der Pflanzenproduktion und Energieeffizienz. Kunststoffe sind folglich zu wertvoll, um weggeworfen zu werden. Anstatt als Müll in den Siedlungsgebieten oder in den Ozeanen zu enden, sollten Kunststoffe recycelt oder wiederverwendet werden, um ihren ökologischen und wirtschaftlichen Nutzen zu maximieren. Daher arbeiten wir mit der gesamten Wertschöpfungskette zusammen, um unsere aktuelle, lineare Kunststoffwirtschaft auf ein Kreislaufmodell umzustellen. Dabei haben wir – neben unseren Investitionen in Recyclinganlagen und Innovation – vor kurzem zehn Verhaltensregeln aufgestellt, um das recyclingorientierte Design für Verpackungen zu fördern.

Abfallvermeidung als entscheidender Faktor

Das Sammeln von Meeresmüll ist eine wichtige Aufgabe. Wir glauben jedoch, dass wir zuallererst „den Hahn zudrehen“ müssen, um eine solche Vermüllung von Grund auf zu vermeiden. Mangelhafte Abfallmanagementsysteme sind die Hauptursache für Müll, weshalb wir gemeinsam mit unseren Partnern das Project STOP ins Leben gerufen haben. Ein revolutionäres Programm, das darauf abzielt, ineffiziente Abfallmanagementsysteme in nachhaltige, kreislauforientierte Infrastrukturen zu verwandeln. Das Projekt basiert auf einem „systemfördernden“ Ansatz, indem es Städten dabei hilft sicherzustellen, dass sämtlicher Müll gesammelt und getrennt und in der Folge recycelt oder wiederverwendet wird. Gemeinsam mit unseren Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette, Regierungen und der Zivilgesellschaft starteten wir im Jahr 2017 unsere ersten Städtepartnerschaftsprojekte in Indonesien, jendem Land mit den zweitgrößten Kunststoffemissionen weltweit. Im Jahr 2020 haben wir das Project STOP auf zwei weitere indonesische Städte, Pasuruan and Jembrana, ausgedehnt.

Biologisch abbaubare Kunststoffe sind nicht die Lösung für Meeresmüll

Kunststoffe, die biologisch abbaubar sind, scheinen eine naheliegende Lösung für die Meeresverschmutzung zu sein. Wie gut diese Materialien abgebaut werden, hängt jedoch stark von den Bedingungen ab, denen sie ausgesetzt sind, wie zum Beispiel Hitze, Feuchtigkeit und Licht. Das bedeutet, dass Kunststoffe, die an Land biologisch abbaubar sind, im Meerwasser möglicherweise nicht auf die gleiche Weise abgebaut werden. Biologisch abbaubare Kunststoffe könnten die Vermüllung sogar weiter verschlimmern, da sie den Menschen den Irrglauben vermitteln, dass gewisse Produkte vollständig verrotten würden.

Rückgewonnene Kunststoffe sollten mit dem nachhaltigsten verfügbaren Verfahren verarbeitet werden

Wenn Kunststoffe aus Flüssen und Ozeanen gesammelt werden, sollten sie am Ende ihrer Nutzungsdauer dem nachhaltigsten verfügbaren Verfahren zugeführt werden. Welcher End-of-Life-Prozess der richtige ist, hängt dabei von einer Reihe von Fakotren ab: u. a. davon, ob es eine bewährte Technologie gibt, um ausreichende Kunststoffmengen effizient zu sammeln und das Leben im Meer zu schützen, von den Kosten für das Sammeln, Transportieren, Sortieren und Recyceln des Abfalls, vom Zustand des Kunststoffs selbst, der möglicherweise durch Wind und Sonnenlicht zersetzt wurde, und davon, ob es eine Recyclingtechnologie gibt, die stark zersetzte Kunststoffe verarbeiten kann, ohne dabei die Anlagen zu beschädigen.

Kooperation und Verhaltensänderungen sind gefragt

Um zu verhindern, dass Kunststoffe in den Ozeanen landen, müssen sich alle Stakeholder zusammenschließen, um effektive Lösungen zu liefern. Über unser Public-Affairs-Netzwerk arbeiten wir eng mit Regierungen, lokalen Behörden, Gesetzgebern und der Kunststoff-Wertschöpfungskette zusammen, um Abfallmanagementsysteme gemeinsam zu verbessern.

Auch die breite Öffentlichkeit spielt dabei eine wichtige Rolle: Die Verbraucher müssen ihr Verhalten ändern, um die Vermüllung zu reduzieren. Daher unterstützen und fördern wir Kommunikationsinitiativen, welche die Verbraucher für das Thema Abfallmanagement sensibilisieren.

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