Der Klimawandel stellt die wohl größte Bedrohung für unsere Zivilisation dar. Die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen hat der Menschheit beispiellosen Fortschritt ermöglicht, das Verbrennen von Kohle, Öl und Erdgas führte jedoch zum Anstieg der Konzentration von Treibhausgasen (THG) wie Kohlendioxid in der Atmosphäre. Auch die Rodung von Land für Landwirtschaft, Industrie, Urbanisierung und andere Zwecke hat zu diesem Anstieg beigetragen, wenn auch in geringerem Ausmaß.
Die Folgen sind schwer im Detail vorauszusagen, gewisse Auswirkungen auf den Klimawandel sind jedoch wahrscheinlich. Beispielsweise wird sich die Erde erwärmen, Wetterereignisse wie Hitzewellen werden heftiger ausfallen, der Meeresspiegel wird ansteigen, da das Landeis schmilzt und weil sich das Meerwasser bei Erwärmung ausdehnt, die Produktivität der Landwirtschaft wird sich verändern, und all das wird zu Migrationsströmen führen. Insgesamt deuten die Beweise darauf hin, dass die Nettokosten erheblich sein werden und mit der Zeit weiter zunehmen werden.
Das COP21 Paris Agreement fordert alle Länder dazu auf, die Erderwärmung auf deutlich unter 2°C über dem vorindustriellen Niveau zu halten und weiterhin Maßnahmen zu setzen, um den Anstieg auf 1,5°C zu begrenzen. In diesem Zusammenhang hat sich die Europäische Union dazu verpflichtet, bis 2050 zum ersten kohlenstoffneutralen Wirtschaftsraum zu werden, und eine entsprechende Strategie zur Senkung der Treibhausgasemissionen angekündigt. Es ist zu erwarten, dass diese Strategie alle europäischen Wirtschaftssektoren grundlegend verändern und neue wirtschaftliche Risiken und Chancen mit sich bringen wird.
Über den EU-ETS-Cap-and-Trade-Mechanismus, der die Gesamtemissionen überwacht und darauf abzielt, diese zu reduzieren, hat die EU bereits einen Preis für Kohlenstoffemissionen festgelegt. Im Rahmen des Green Deals und über das (COVID-19-) Konjunkturprogramm wird die EU kontinuierlich daran arbeiten, den Wirkungsbereich zu erweitern und zusätzliche Anreize zur Senkung der Emissionen zu setzen. Andere Wirtschaftsmächte werden diesem Beispiel früher oder später folgen. Als eine der größten und am stärksten diversifizierten Branchen Europas und als bedeutender Treibhausgasemittent obliegt der chemischen Industrie die wichtige Aufgabe, die THG-Emissionen durch innovative Lösungen langfristig zu senken und gleichzeitig Europas Wettbewerbsfähigkeit – sowohl regional als auch global – zu stärken.
Unsere Produkte können im Kampf gegen den Klimawandel einen Beitrag leisten. Der wesentliche Vorteil von Polyolefinen (PO) gegenüber anderen Materialien ist ihr geringes Gewicht und ihre Beständigkeit, weshalb sie sich beispielsweise für Anwendungen wie Fahrzeuge oder Verpackungen hervorragend eignen. Alle Fahrzeughersteller verwenden Kunststoffe, da sie zum einen die erforderliche Lebensdauer aufweisen, und zum anderen um bis zu 10-50 % weniger wiegen als Materialalternativen, wodurch der Treibstoffverbrauch und folglich auch die CO2-Emissionen gesenkt werden können. Auch für Elektroautos ist PO von großer Bedeutung.
PO hilft auch in anderen Bereichen, Treibhausgase zu reduzieren: Kunststoffverpackungen verhindern, dass Lebensmittel verderben, indem sie eine größere Lagerzeit ermöglichen. Würde man die Lebensmittelverschwendung als Land betrachten, so wäre sie der drittgrößte Treibhausgasemittent der Welt. Da die Energie- und Ressourceneffizienz in allen Wirtschaftssektoren kontinuierlich steigen muss, wird dies auch das Wachstum und die Innovation in der PO-Branche weiter vorantreiben. PO ist auch im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien von wesentlicher Bedeutung, zum Beispiel als Teil von Photovoltaik-Paneelen oder als Isolierungsmaterial für Kabel, die erneuerbaren Strom übertragen.
Politische Entscheidungsträger und Regierungen müssen Maßnahmen setzen, um Anreize für den Umstieg auf Produkte und Lösungen zu schaffen, die den Klimawandel bekämpfen, und sie müssen diese Produkte vor unfairem Wettbewerb schützen.
Eine verstärkte Nutzung von recycelten Kunststoffen und erneuerbaren Rohstoffen ist eine Möglichkeit, die Kohlenstoffemissionen von der PO-Produktion und der Verbrennung von PO-Abfällen zu entkoppeln und damit die Herausforderungen der PO-Industrie in Bezug auf Energie und Müll nahtlos miteinander zu verbinden.
Wir haben uns der Kreislaufwirtschaft verpflichtet. Das beweisen wir, indem wir in unsere Recyclingbetriebe investieren, entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette Kooperationen fördern und kontinuierlich nach neuen Wegen suchen, um den Klimawandel einzudämmen.
Für die Chemieindustrie bedeutet der Weg zur Klimaneutralität eine Reihe von grundlegenden Veränderungen. Die Industrie wird ihre Anlagen umrüsten und in neue industrielle Verfahren und Abläufe investieren müssen. Sie wird kreislauforientiert handeln und alternative Rohstoffe, wie Bio-Rohstoffe oder Rezyklate, einsetzen und CO2 als Quelle für wichtige Ein-Kohlenstoff-Verbindungen wie Methanol nutzen müssen. Auch die sektorale Integration, bei der energieintensive Branchen wie die chemische Industrie über eine intelligente Infrastruktur eng mit dem stromerzeugenden Sektor verbunden werden, wird eine wichtige Rolle spielen.
Energie & Klima sind eine der drei Säulen der Borealis-Nachhaltigkeitsstrategie. Wir haben uns dazu verpflichtet, die CO2-Emissionen unserer Produktion zu senken, indem wir unsere Energie- und Verfahrenseffizienz ständig verbessern. Unser Ziel ist es, die Energieeffizienz unserer europäischen Anlagenbasis bis zum Jahr 2030 im Vergleich zum Jahr 2020 um weitere 10 % zu verbessern – zusätzlich zur ersten Effizienzsteigerung von 10 %, die wir von 2015 bis 2020 erzielen konnten.
Wir erhöhen auch den Anteil erneuerbarer Energie in unseren Betrieben: Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 die Hälfte des Strombedarfs unserer europäischen Anlagen über erneuerbare Quellen zu decken.
Zudem beabsichtigen wir, die CO2-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette unserer Rohstoffe und Produkte gemeinsam mit unseren Logistikdienstleistern und -partnern weiter zu reduzieren. So haben wir zum Beispiel mit Flüssigerdgas (LNG) betriebene LKW für regelmäßige Kundenlieferungen eingeführt. Diese stoßen um 25 % weniger CO2 aus als vergleichbare, dieselbetriebene LKW. Auch das Charterschiff, das wir für die Ethan-Beschaffung nutzen, wurde auf LNG-Betrieb umgestellt.
Im Rahmen unserer Strategie fördern wir auch industrielle Symbiosen und Cluster-Partnerschaften, wie zum Beispiel unser gemeinsames Vorhaben mit Lafarge, der OMV und dem VERBUND, bis zum Jahr 2030 eine Anlage im industriellen Maßstab zur CO2-Abscheidung und -Verarbeitung zu synthetischen Kraftstoffen, Kunststoffen oder anderen Chemikalien zu planen und zu bauen. Außerdem suchen und forschen wir stets nach bahnbrechenden Technologien und Innovationen für eine emissionsarme Produktion.
Um unsere Klimabilanz noch transparenter abzubilden, verpflichten wir uns dazu, die Informationen, die wir veröffentlichen, in Übereinstimmung mit den aktuellen klimabezogenen Berichtsstandards kontinuierlich zu verbessern.
Borealis unterstützt auch die politischen Entscheidungsträger der EU, welche die Aufgabe haben, angemessene gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Klimawandel effektiv bekämpfen zu können und sicherzustellen, dass die europäische Chemieindustrie in einer globalisierten Wirtschaft weiterhin konkurrenzfähig bleibt.